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Iii. Kultur - Geographie.
den Neu-Holländern und den Hottentoten soll es sogar Stämme
geben, die gar keine Ahnung von einem höher» Wesen haben,
und selbst die Wirkungen der Naturkräfte, Gewitter z. 33., mit der
größten Gleichgültigkeit betrachten. Die meisten wilden und barba-
rischen Völker beweisen manchen Naturgegenständen eine gewisse
Ehrfurcht. Es giebt unter den heidnischen Religionen eine unge-
meine Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit:
§. 935. Die roheste Form der Götterverehrung ist der Feti-
schismus. Der Fetischanbeter erweiset jedem, einerlei ob leblosem Ge-
genstände oder lebendem Wesen, vor dem er Furcht hat, oder dem
er sich dankbar bezeigen will, eine göttliche Verehrung. Ihm ist die
ganze ihn umgebende Natur Gegenstand des Kultus. Viele neh-
men ein gutes und böses Princip an, haben glückliche und unglück-
liche Tage, bringen zum Theil ihren Götzen auch Menschenopfer,
und haben Priester oder Wahrsager, die wegen ihrer Macht, die
Menschen vor bösen Geistern zu schützen, großen Einfluß haben;
bei einigen afrikanischen Völkern heißen sie Griots; die in Ame-
rika werden Jongleurs, bei den Sibiriern Schamanen ge-
nannt. Auch auf Neu-Holland leben Fetischanbeter.
§. 936. Es giebt ganze Völker, die einen gemeinsamen Fetisch
haben; die Widah in Afrika eine Schlange, die 33issagos den
Hahn, die Benin ihren eigenen Schatten, ihren König und
eme Eidechse, die Aschantis den Fluß Lando und den Geyer;
in Akkra wird die Hyäne verehrt, anderswo der Alligator, der
Schakal oder der Hayfisch. Die Dahomey haben einen Pan-
ther oder Leoparden, dem sie Menschen opfern; die Agows in
Abyssinien haben als Fetisch den Nil, andere auch wohl Bäume,
Steine, die Sonne, den Mond oder Figuren, die der mensch-
lichen Gestalt nachgebildet sind; auch Schiffsanker, Kanonen, und
ein Volk an der Küste verehrt eine alte englische Grenadiermütze.
Uebrigens wechseln die Fetische häufig, denn wenn sie ein Unglück
nicht abgewandt haben, werden sie zertrümmert.
§. 937. Bei weitem nicht so roher Art ist der Sabäismu s,
der weit über die Erde verbreitet und vielfach mit anderen Religio-
nen verschmolzen ist. Hier sind die sämmtlichen Himmelskörper
Gegenstände der Verehrung. Die Religion der Inka's in Peru war
Sonnendienst, also Sabäismus.
§. 938. Die meisten wilden und barbarischen Völker verehren
die bösen, unheilbringenden Gottheiten weit mehr, als die gütigen.
Jeder Stamm hat mehre Zauberer und Priester, die in allen wich-
tigen Angelegenheiten um Rath gefragt werden und in hohem An-
sehen stehen, weil sie zugleich Unheil abwenden Und Krankheiten
heilen können. Dieses Letztere gilt besonders von den nordamerika-
nischen Indianern, welche auch festliche Tage, Opfer und Beschwö-
rungen haben, sehr selten aber Götzenbilder.
§> 939. Die Religion Zoroasters oder der Magis-
mus, so genannt von den Magiern, welche die persische Priester-
kaste bildeten, nimmt als höchstes Urwesen die unbegränzte
Zeit (Zerwan) an. Aus ihr stammen das gute Princip, Or-
muzd, und das böse, Ahriman, die beide einander bekämpfen,
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Extrahierte Personennamen: Ahriman
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Benin Akkra Dahomey Peru
— 111 —
europäischer Art, wie Buche und Ahorn, und schließlich Nadelhölzer.
In den Gärten Japans blüht u. a. die Kamelie. Die Japaner wissen
jedwedes Stück Landes, das irgendwie Ertrag verspricht, mit
Fleiß und Verständnis bestens auszunützen.
In der Tierwelt sind auch nördliche (asiatisch-europäische)
und südliche (indische) Formen vertreten. Unter den wildlebenden
Tieren sind Bär (Kuma), eine Affenart, Hirsch, Gemse, Fuchs,
Wildschwein, Fasan, verschiedene Schlangenarten, Riesen-
salamander u. a. zu nennen. — Gezüchtet werden vor allem Pferde,
Rinder, Schweine, weniger Ziegen und Schafe. Den Fischreich-
tum wissen die Japaner bestens auszunützen.
Die Japaner gehören zur mongolischen Rasse. Dafür sprechen
schon Gesichts- und Schädelbildung. Sie sind wahrscheinlich in
vorgeschichtlicher Zeit vom Festlande Asiens eingewandert und
haben dievorhandenebevölkerung, dieainos, verdrängt. Ausjeso,
den Kurilen und Sachalin ist die Urbevölkerung noch teils rein,
teils gemischt erhalten. Ob unter den Mischlingen auch Malaien
vertreten sind, ist nicht genügend erwiesen. Die Japaner sind von
kleinem Körperbau, ähneln den Chinesen in Fleiß und Ausdauer,
übertreffen sie aber u. a. in der Reinlichkeit und Tapferkeit. Letz-
tere Eigenschaft haben sie nicht zuletzt im Kriege gegen Rußland
bewiesen. Auch ihr Rechtsgefühl ist schärfer ausgeprägt. Sie sind
ihren chinesischen Nachbarn überhaupt geistig überlegen. Ihre Sprache
ist natürlich dem Chinesischen nahe verwandt, unterscheidet aber
schon Silben und wendet auch Flexionswendungen an. Sie be-
kennen sich zum Buddhismus, treiben daneben aber einen gewissen
Ahnenkultus (Schintoismus), welcher schon vor der Aufnahme der
buddhistischen Lehre bestand. Etwa 150000 Einwohner bekennen
sich heute zum Christentum (Missionstätigkeit).
Das Volk der Japaner hat durch seine selten schnell aufstrebende
kulturelle Entwicklung im Laufe der letzten Jahrzehnte das
Interesse und die Bewunderung der ganzen zivilisierten Welt
aus sich gelenkt, und wenn auch nicht alle Fortschritte seiner produk-
tiven Kraft zuzuschreiben sind, so hat es doch in seinen Bildungs-
bestrebungen ein ungewöhnliches Maß von Intelligenz, zum
mindesten aber eine seltene Fähigkeit in der richtigen Auswahl
derjenigen Werte und Einrichtungen fremder Kulturstaaten ge-
zeigt, welche nachzuahmen für sein Land es schnellstens für gut
befand. Einst waren auch die Japaner wie die Chinesen abge-
schlössen von aller Welt und wie diese allen fremdländischen
Einwirkungen abhold. Aber dann haben sie ihre Häsen für den
Außenhandel mit den fremden, Schiffahrt treibenden Völkern
geöffnet (Vertragshäfen), sich fast begierig der europäischen Kultur
zugewandt und sich deren Errungenschaften in überraschend kurzem
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— 205 —
Holz oder Eis gegen ihren Willen in ferne Gegenden geschafft.
Aber das Hauptmittel der Verbreitung ist bei den höheren Tieren
doch die Fähigkeit, sich willkürlich von einem Orte zum andern
zu bewegen. Dadurch werden sie von jenen Faktoren unab-
hängiger als die Vegetation, sie können ihnen manchmal geradezu
entgegenwirken, können Meeresarme überschreiten, Flüsse ström-
aufwärts wandern und, im Gegensatz zu der am Boden haftenden
Pflanze, bei eintretenden Veränderungen ihrer gewohnten Um-
gebuug ungünstigen Verhältnissen ausweichen, um günstigere zu
suchen (Zugvögel, Wanderungen der Fische zur Laichzeit u. s. w.).
— Besonders gefördert wird die Verbreitung vieler Tierarten
teils absichtlich, teils uuabsichtlich durch den Menschen. Er hat
seine Haustiere überall mitgenommen, wohnt auch er sich wandte,
und einzelne Arten derselben haben unter ihnen zusagenden Um-
ständen außerordentliche Verbreitung und Vermehrung erfahren.
Die ungeheuren Rinder- und Pferdeherden in den Pampas
Südamerikas und die gewaltigen Bestände von Schafen in
Australien, fowie die Verbreitung des Hundes über den ganzen
Erdball geben davon Zeugnis. Andere Tiere, wie Ratten und
Mäuse, sind dem Menschen lästige Begleiter geworden und werden
überall angetroffen, wo europäische Schiffe verkehren. Wieder
andere sind zufällig zwischen Waren auf die Schiffe gekommen
und zu fernen Ländern gebracht mid haben sich dort weiter ver-
breitet. So werden nicht selten mit Holz und anderen Ausfuhr-
artikeln kleine Schlangen und Eidechsen verschleppt, und mit
vielen Kulturgewächsen sind auch die ärgsten Schädlinge derselben
verbreitet worden (Reblaus, Koloradokäfer), ganz zu schweigen
von der Unzahl der Parasiten und dgl., die durch den Handels-
verkehr der Menschen in allen Erdteilen heimisch wurden.
Doch stellen sich der Verbreitung der Tierwelt auch mancherlei
Hindernisse entgegen. Das Wasser hemmt natürlicherweise
die Ausbreitung der Landtiere. Am wenigsten gilt das von den
Flüssen, die von den meisten Tieren leicht überschritten werden.
Selbst^ schmale Meeresstraßen werden von vielen Säugetieren und
Reptilien durchschwömmen, von Vögeln und Jusekten überflogen,
aber das weite Meer zieht sehr vielen Gattungen unbesiegbare
Schranken. — Auch Gebirge, die bei meridioualer Richtnng
den Tieren als Brücken über warme, ihnen nicht zusagende Ge-
biete hinweg dienen, beeinträchtigen häufig die Verbreitung.
Besonders ist das der Fall, wenn sie den Breitenkreisen parallel
streichen und keine ties einschneidende Lücke ausweisen; denn nicht
die Kamm- und Gipfelhöhen, sondern die Paßhöhen kommen hier
in Frage. Am meisten wird natürlich die Verbreitung der
Wassertiere durch die Erhebuugen gehemmt, namentlich, wenn
diese zugleich Stromscheiden sind. So hat z. B. die Elbe Lachse
und Aale, die Donau hingegen Welse und Hausen. Aber auch
sür alle nicht fliegenden Landtiere sind die Gebirge häusig nicht
zu übersteigende Schranken, und selbst die Vögel bevorzugen
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100
Zehn Lesestücke aus der geographischen Literatur.
Unterbrechungen. So kam es, daß während der großen diluvialen Schneezeit mehr-
fach das Abschmelzen das Vorrücken der Eisdecken überwog. Von den verschiedenen,
auf diese Weise sich einschaltenden Jnterglazialzeiten ist besonders eine bemerkens-
wert, die auf den größten Vorstoß des Eises folgte und den stärksten Rückzug der
Gletscher bediugte.
Das von einer reichen Flora und Fauna besiedelte Europa wurde durch die von
Skandinavien nach Süden vordringenden Eismassen unaufhaltsam entvölkert. Wälder
und Wiesen, Moore und Heiden, die eine reiche Tierwelt ernährt hatten, schwanden
vor den Eismassen dahin. Mehr als die Hälfte von Europa wurde völlig unbewohn-
bar, und so drängte sich ein Strom hungernder und frierender, kranker und ermatteter
Tiere vor den Eisdecken her. Die heutige Ostsee existierte nicht, und auch über den
Ärmelkanal führte eine gangbare Brücke.
Als aber die fliehende Fauna Norddeutschland und Belgien durchwandert hatte,
stellte sich ihr eiu neuer Feind entgegen. Unter dem Einfluß der nordischen Ver-
gletschernng waren auch die Gletscher der Alpen gewachsen. Riesengebirge und Erz-
gebirge, Vogesen und Schwarzwald sowie das französische Zentralplateau entsandten
ebensolche Gletscher wie die Karpaten und andere Hochländer des östlichen Europas.
So blieb nur ein schmaler Raum eisfrei, und auf diesem von Schneestürmen durch-
tobten, in düstre, kalte Winternacht versunkenen Landstrich stauten sich die ermatteten
Scharen der flüchtenden Tiere.
Hier ist es auch, wo wir die ältesten Spuren des feuerbenutzenden Menschen
treffen. Bei Heidelberg, Düsseldorf und Weimar, in Belgien, Böhmen und Kroa-
tien, neuerdings auch in Südfrankreich, hat man vereinzelte Knochenreste des Ur-
menschen gefunden, der aus Feuerstein primitive Werkzeuge zu bilden verstand, der
die Kunst des Feuers kannte und von dem Fleisch der Elefanten, Nashörner, Bären,
Hirsche und Rinder lebte. Von seinen rohen Sitten zeugt die Feuerstelle von Kra-
pina in Kroatien, wo zahlreiche zertrümmerte und verkohlte Menschenschädel die
Überreste der Kaunibalenmahlzeiten sind.
Die ursächliche Verknüpfung der geschilderten Tatsachen ist ebenso naheliegend
wie einfach: durch die wachsenden Eisdecken wurden die über Europa verstreuten
tierischen Vorfahren des Menschengeschlechts mit der gesamten übrigen Fauna auf
dem eisfreien Gebiet zusammengedrängt, und niemals hat wohl der Kampf ums
Dasein mit der anorganischen Natur wie mit den Leidensgefährten aus der diluvialen
Tierwelt so erbitterte und furchtbare Formen angenommen wie auf diesem ältesten
Schlachtfeld der Menschheit. Das Mittel aber, das den werdenden Menschen be-
fähigte, aller Schwierigkeiten Herr zu werden und aus einer untergehenden Welt
sich als Sieger zu erheben, war nicht das Steinwerkzeug, sondern der lodernde Feuer-
brand.
3. Die Rückwirkung der Ländergestaltung auf die menschliche
Gesittung.
Von Oscar Peschel („Ausgewählte Stücke aus den Klassikern der
Geographie" von O. Krümmel, Zweite Reihe, Kiel 1904).
Gebirge sind unbedingt das beste, womit die Natur die Läuderräume auszu-
statten vermochte. Schon ihr ästhetischer Wert als Schmuck der Nawr ist unvergleich-
lieh. Wo sie, wie in der Schweiz, hinausstreben über Erwärmungsstufen, wo der
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Extrahierte Personennamen: Oscar_Peschel
Extrahierte Ortsnamen: Europa Skandinavien Europa Norddeutschland Belgien Schwarzwald Europas Heidelberg Weimar Belgien Kroatien Europa Kiel Schweiz
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Zehn Lesestücke aus der geographischen Literatur.
Tunnel ganz gleichbedeutend nüt einem Passe, und eine Durchbohrung des Moni
Cenis gilt der Wirkung nach ganz gleich mit der Erniedrigung der Paßhöhe in den
Alpen. So mögen denn diese Beispiele den Ausdruck rechtfertigen, daß bei einer
erstarkten Gesittung die Erdräume zu Kunstprodukten sich veredeln und eine höhere
Organisation aus der Hand des Menschen empfangen.
Von allen Weltteilen am kümmerlichsten ausgestattet, halb und halb zur Seite ge-
drückt und vernachlässigt, erscheint uns Australien. Nirgends ist der Keim menschlicher
Gesittung auf einen unwilligeren Boden gefallen als dort, und doch zweifelt kein
Verständiger daran, daß bei der jetzigen Beherrschung der Naturkräfte die europäischen
Ansiedelungen auch dort so gut gedeihen können als anderswo, daß auch Australien
die Heimat großer Künstler, begabter Staatsmänner sowie genialer Denker werden
könne, und daß, wenn diese Hoffnung sich bald, spät oder nie erfüllen sollte, dies nur
an den Australiern liege. Daraus aber schöpfen wir die tröstliche Erkenntnis, daß mit
den wachsenden geistigen Schätzen die Herrschaft des Menschen über die Natur immer
größer und seine Abhängigkeit von den örtlichen Verhältnissen immer geringer werde.
4. Die Verbreitung der organischen Wesen durch Menschen.
Von Alfred Kirchhoff („Pflanzen- und Tierverbreitung", Wien 1899).
Weit ausgiebiger als der Transport durch Naturkräfte (Luft, Wasser und Tiere)
ist die absichtliche oder unabsichtliche Verbreitung lebender Wesen durch
den menschlichen Verkehr. Hierher gehören vor allem die Haustiere und Kultur-
pflanzen, deren Verbreitung über einen großen Teil der Erdoberfläche in der Absicht
des Menschen liegt und insofern eine künstliche genannt werden kann. In hochkulti-
vierten Ländern ist der Boden zum weitaus größten Teil mit einer künstlichen Vege-
tation (mit Äckern, Gärten, Plantagen, Alleen, Kulturwiesen, Kulturwäldern usf.)
bedeckt, und eine Vielzahl der höheren Tiere daselbst sind Haustiere. Sehr oft geht
ein Teil der Haustiere und Kulturpflanzen in einen vom menschlichen Einfluß uuab-
hängigen Zustand über, Haustiere und Kulwrpflanzen verwildern. Finden sie nun
in einem Lande passende Existenzbedingungen, so vermehren sie sich daselbst uuab-
hängig vom Menschen und können unter Umständen sich bleibend einbürgern. Dies
geschieht nicht nur bei den im großen gezüchteten Haustieren und Kulturpflanzen,
sondern nicht selten verbreiten sich auch solche, die nur in wenigen Exemplaren in
Tiergärten, in botanischen oder Ziergärten gehalten wurden, als Flüchtlinge weit
über die Grenzen der ersten Ansiedelung. Bisweilen werden auch absichtlich Tiere
und Pflanzen an geeigneten Stellen ausgesetzt, damit sie sich von da aus selbständig
verbreiten. Hierauf gründet sich die Einteilung der Pflanzen und Tiere in urfprüng-
liche oder einheimische, in kultivierte oder gezüchtete, in verwilderte
Flüchtlinge und in Fremdlinge (zufällig vorkommende) und endlich in einge-
bürgerte (naturalisierte).
Mit den Haustieren und Kulturpflanzen wird aber durch die menschliche Tätig-
keit unabsichtlich eine große Menge von Tieren und Pflanzen verbreitet, die dem
Menschen gegen seinen Willen allenthalben folgen und sich oft trotz aller Mühe nicht
gänzlich ausrotten lassen. Hierher gehören gewisse Raubtiere, Nagetiere, äußere und
nmere Parasiten, vor allem das Heer des sogenannten Ungeziefers und der Unkräuter.
Aasgeier folgen den Karawanen, Delphine und Haifische den Schissen. Mäuse und
Ratten werden durch Schiffe in alle Weltteile und auf alle Inseln verbreitet' der
Haussperling folgt dem Getreidebau; die Stubenfliege und andere Infekten
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Extrahierte Personennamen: Moni
Cenis Alfred_Kirchhoff
I. Urgeschichte der lnenlchheit.
Das erste Auftreten des Menschen innerhalb der organischen Welt ist unbekannt. Das Menschengeschlecht hat sich allmählich entwickelt. Vom Tier unterschieden: körperlich, durch aufrechten Gang; geistig, durch logisches Denken. Als Ausdruck des Deukeus besitzt er die Sprache.
Die Einteilung der Menschheit in Rassen. Verschiedene Gruppierung.
Nach Blumenbach fünf: Kaukasier, Mongolen, Malayen, Äthiopier, Amerikaner (Rothäute). Doch ist diese Einteilung nicht erschöpfend. Unterscheidungsmerkmale sind: Haut- und Haarfarbe, Körper- und Schädelbau. Ausdehnung der Menschheit über die ganze Erde.
a) Der Mensch tritt als Gem?inschaftswesen auf. Die erste Form der Horde. Gemeinschaft ist die Horde. Die Horde ist zugleich die Familie. Sie besitzt Gütergemeinschaft. (Diese Stufe ist von den Anfängen der Menschheit bis auf die heutige Zeit bei den wilden Völkern Australiens und Afrikas zu beobachten.) Lebensführung: Das Hauptarbeitswerkzeug ist der Stein.
Die ältesten Steinwerkzeuge reichen bis in die Diluvialzeit (Zeitperiode der großen Überschwemmungen, Eiszeiten) und kennzeichnen die paläolithische f^ceülit Kultur (palaios heißt alt, lithos = (Stein). Fundstellen: 1. Höhlenfunde, ’* nicht so sicher. 2. Funde in ungestörten Schichtenlagerungen, sichere Funde.
Eine solche Höhle ist in Deutschland die Gailenrenther Höhle in der Fränkischen Schweiz. In Europa überhaupt sind die berühmtesten Fundstellen: in Frankreich das Sommetal bei Abbeville, in Deutschland bei Taubach (bei Weimar) und an der Schnssenquelle (nicht weit von Ulm). Die Funde umfassen die ganze Diluvialzeit. Taubach gehört der wärmeren Zwischeneiszeit an. Diluvium.
Folgende Tiere hat man aus den Resten erkannt: Wolf, Bär, Biber, Auerochs, Wildschwein, Höhlenbär, Urelesant, Rhinozeros, Höhlenhyäne. (Jnterglazialzeit.)
Die Schusseuquelle ist kälterer Zeit angehörig (Eiszeit). Pflanzenreste nordischer Moose und Tiere der kalten Zone, z. B. Renntier und Singschwan.
Ebenso gibt es in anderen Erdteilen solche Fundstellen, z. B. in Südamerika (Argentinien), in Indien (im Tal des Narbada).
Philipp, Leitfaden für den Geschichtsunterricht. Iii. 1
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Extrahierte Personennamen: Blumenbach Wolf Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Afrikas Deutschland Fränkischen_Schweiz Europa Frankreich Deutschland Taubach Weimar Ulm Taubach Südamerika Argentinien Indien Narbada
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Steinzeit. Das Kupfer war bereits besannt (altindisch ayas, lateinisch aes, germanisch aiz), und da man die Bezeichnung für die Kupferaxt aus dem Morgenlande übernahm, wird man das (Berät selbst und auch wohl das Metall von dort zuerst erhalten haben. Die Sprachforschung kommt also hier zu demselben (Ergebnis wie die urgeschichtliche Forschung. Das Wort hamarr bedeutet im Altnordischen „Hammer" und „Fels", verwandt damit ist das altindische acma, das litauische akum und das altslavische kamy, das „Stein" bedeutet. „Hammer" bedeutete ursprünglich also den Stein-Hammer. Das althochdeutsche Zdort sahs (Schwert) ist verwandt mit dem lateinischen saxum (Stein); der sahs kann also ursprünglich ein Steinmesser gewesen sein.
Die Waffen der Indogermanen waren das Schlachtmesser, das Beil, die kupferne Streitaxt, die Schleuder, Pfeil und Bogen und der Speer.
Don gezähmten Tieren Hatte man Hund, Rind, Schaf und wohl auch die Ziege. Daß man den Wohlstand nach der Rnzahl der Haustiere einschätzte, geht daraus hervor, daß bei einigen Völkern das wort für „Vieh" auch „Geld" bedeutet:
Vieh: lateinisch pecu, altindisch pagus, gotisch faihu.
Geld: lateinisch pecunia, gotisch faihu, angelsächsisch feoh.
Den westlichen Indogermanen war der Rcferbau bekannt; die östlichen Stämme scheinen ihn aufgegeben zu Haben, als sie sich über die weiten, dem Feldbau ungünstigen Steppen des östlichen (Europa verbreiteten.
Die Wohnungen wurden aus holz gebaut (altindisch taksh, behauen, taksha, Zimmermann, griechisch tekton, althochdeutsch dehsa, hacke, litauisch taszyti, behauen, vergleiche „Dachs", ein Tier, das baut). Die wände waren geflochten und mit Lehm bestrichen.
Das Feuer war bekannt.
Ruch hatte man einfache wagen.
Die Gewässer befuhr man mit Ruderbooten.
Man verehrte Götter, wir wissen bestimmt, daß die Verehrung des Himmelsgottes den Ur-Indogermanen eigen war:
6*
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knochen von Vögeln mit mehreren Löchern an der Seite. Sollten die alten Renntierjäger sich bereits in der edlen Kunst der Musik versucht haben?
Daß diese Menschen wirklich Rnlagen für künstlerische Betätigung in sich trugen, offenbart sich in ihren Leistungen auf dem Gebiete der Schnitz- und Zeichenkunst. Hur mit dem allergrößten (Erstaunen kann man die zahlreichen, oft vortrefflichen Arbeiten dieser Art betrachten, von denen viele wirklichen Kunstwert besitzen.
Die ältesten Werke finden sich bereits in der Steppen- oder Solutrezeit. Damals blühte in Südfrankreich die Knochen-, besonders (Elfenbeinschnitzerei. Fig. 13 zeigt einen Pferdekopf.
3n der Renntierzeit dagegen pflegte man mit Vorliebe die eingeritzte Zeichnung. Mit großer Sicherheit und Naturtreue wurden Bilder von Jagdtieren, seltener vom Menschen, gezeichnet, vieles ist nur flüchtig hingeworfen und oft unvollendet ge-
Pferdekopf. Knoche^chnitzerei aus Frankreich. blieben. Berühmt geworden
(S. 9jtüiler, Urgeschichte (Europas, nach l'anthro- sind namentlich die Darstellung
pologie 1894.) '
eines Mammuts aus Frankreich und das weidende Renntier von Thayingen in der Schweiz. Ris die erstgenannte Zeichnung gesunden wurde, erregte besonders das lange Haarkleid die Verwunderung der Forscher,' denn erst später kamen Stücke von Mammuthaut mit der 2 Fuß langen Behaarung aus Sibirien nach (Europa.
3n jüngster Zeit entdeckte man, daß die alten Bewohner Frankreichs und Spaniens selbst die Wände ihrer höhlen mit Bildwerken schmückten. Den ersten Wandschmuck dieser Rrt fand Marcellino de Sautola in der spanischen höhle von Rltamira. (Er hatte aber nicht viel Freude an seiner seltsamen (Entdeckung, die er 1880 veröffentlichte. Wie sehr oft in solchen Fällen, verhielten die Fachgelehrten sich ablehnend und bezweifelten die (Echtheit der sonderbaren Darstellungen von Rindern, Renntieren und Pferden. Die
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Zeichnungen von Hitamira sind zunächst eingeritzt worden und dann mit rotem Ocker und Schwarz übermalt.
1895 beobachtete der Franzose Riviere ähnliche Bilder in der Höhle la Mouthe. Lin anderer Forscher, Dakau, hatte seit Jahren Ausgrabungen in der Grotte pair-non-pair in der Gironde veranstaltet. 3m Jahre 1896 sah er zu seiner größten Überraschung, daß die höhlenwände mit eingeritzten und übermalten Bildern bedeckt waren. Mittels einer 'Masserspritze wurde der Schmutz von den Wänden gespült, und die Figuren von Pferden, Mammuten und verschiedenen Wiederkäuern traten jetzt deutlich hervor. Huf dem Boden der höhle lagen noch Stücke von rotem Gcker. Mehrere Schulterblätter von Säugetieren zeigten Flecke von roter Farbe. Sie hatten den alten Künstlern wohl als Paletten gedient.
1901 gaben die Forscher (Eapitan und Breuil ihre Beobachtungen in der höhle von Combarelles besannt. Die Wandbilder derselben stellen alle früheren Funde in den Schatten. Die höhle ist ein enger Gang, im Durchschnitt 1—2 m breit, bis 1,75 m hoch und 234 m lang, ein alter Wasserlauf im Kalkstein. Hn manchen Stellen kann man nur hindurchkriechen. Das Innere der höhle ist stockfinster. Beim Scheine einer Kerze aber erkennt man bald die Umrisse der Tiere. Sie beginnen erst 118 m vom (Eingänge und finden sich 100 m weit auf beiden Wänden der höhle. Zum Einkratzen bediente man sich spitzer Feuersteine. (Dft sind die Umrisse noch durch schwarze Farbstriche hervorgehoben. Hm häufigsten sieht man Bilder von Pferden. Sie sind so sorgfältig ausgeführt, daß sich sogar zwei verschiedene Rassen erkennen lassen, von denen die eine einen größeren Kopf hat und stärker gebaut ist als die andere. Einige Köpfe lassen eine Hrt Halfter erkennen, das wohl dazu diente, die mit dem Lasso eingefangenen Tiere zum Schlachten nach Hause zu führen. Ferner erscheinen Rinder, Renntiere, Hrttilopen und Mammute. Die jungen Mammute sind ganz in ihre haare eingehüllt und sehen fast kugelrund aus.
Mancher Leser dieses Büchleins wird ungläubig den Kopf schütteln und denken: So etwas sollten rohe Höhlenbewohner geschaffen haben, Menschen, die doch gewiß nicht gebildeter waren als die wilden Jäger -
Schmantes, Deutschlands Urgeschichte. Z
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Lo. Der Maulwurf, ^
Zur Hellen Mittagsstunde wagt
Ein Maulwurf sich aus seinen dunklen Höhlen
Ans Tageslicht herauf, und sagt:
Ich hörte ja so vielerlei erzählen
Vom Licht und seinem schönen Glanz,
Von Blumen und von bunten Farben,
Von Büschen, Bäumen, Waizengarben;
Ich traue dem doch nicht so ganz.
Der.hamster sagt, er hab' es selbst gesehen»
Doch soll er mich nicht hintergehen:
Von weitem her har man gut lügen.
Mich soll man nicht so leicht betrügen,
Ich will mit eignen Augen sehn. ------------*
Er watschelt fort, der weise Forscher, schaut
Mit eignen Augen; aber — nicht vertraut
Mit dieser schönen Tageshelle,
Erkennet er vom Boden säum die Stelle;
Die er mit seinem Körper deckt,
Und alle» andre bleibt ihm dunkel und versteckt»
Er kehrt in seine Finsterniß zurück,
Und wünscht sich und den Seinen Glück,
Daß er die Wahrheit endlich doch entdeckt.
„Ich dacht' es langst, noch eh' ich dieses Mittel
wählte:
Ein Mährchen ist es, was man ihm erzählte."
Wozu soll aber diese Fabel saugend
Das, lieben Leute, weiß ich nicht.
Dies weiß ich wohl, man sieht nicht ohne Licht;
Und, wer da sehn will — stärke seine Augen.
Caroline Rudolphi.
21. Die Schaafe und ihr Herr.
„Du bist doch ungerecht! Uns Schaafen, die wir
. v dich
Mit unsrer Milch, mit unsren Kindern speisen.
Mit
i
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